Hilbert-Metrik

In der Geometrie sind Hilbert-Metriken gewisse Metriken auf beschränkten konvexen Teilmengen des euklidischen Raumes, die das Beltrami-Klein-Modell der hyperbolischen Geometrie verallgemeinern.

Definition

Eine kompakte konvexe Menge.

Sei Ω R n {\displaystyle \Omega \subset \mathbb {R} ^{n}} eine beschränkte, offene, konvexe Menge. Zu je zwei Punkten x , y Ω {\displaystyle x,y\in \Omega } gibt es dann eine eindeutige Gerade durch x , y {\displaystyle x,y} und zwei eindeutige Schnittpunkte dieser Geraden mit dem Rand Ω {\displaystyle \partial \Omega } . Die beiden Schnittpunkte seien mit a , b {\displaystyle a,b} bezeichnet, wobei a {\displaystyle a} näher an x {\displaystyle x} und b {\displaystyle b} näher an y {\displaystyle y} liege. Der Hilbert-Abstand d H {\displaystyle d_{H}} ist dann auf Ω {\displaystyle \Omega } definiert durch die Formel

d H i l b ( x , y ) := log y a . x b x a . y b {\displaystyle d_{Hilb}(x,y):=\log {\frac {\parallel y-a\parallel .\parallel x-b\parallel }{\parallel x-a\parallel .\parallel y-b\parallel }}}

für x y {\displaystyle x\not =y} und d H i l b ( x , x ) = 0 {\displaystyle d_{Hilb}(x,x)=0} .

Die Hilbert-Metrik stammt nicht immer von einer Riemannschen Metrik, aber immer von einer Finsler-Metrik definiert durch

F ( v x ) := d d t t = 0 d H i l b ( x , x + t v x ) {\displaystyle F(v_{x}):={\frac {d}{dt}}\mid _{t=0}d_{Hilb}(x,x+tv_{x})}

für x Ω R n , v x T x Ω R n {\displaystyle x\in \Omega \subset \mathbb {R} ^{n},v_{x}\in T_{x}\Omega \cong \mathbb {R} ^{n}} .

Eigenschaften

Im Folgenden seien Ω 1 , Ω 2 R n {\displaystyle \Omega _{1},\Omega _{2}\subset \mathbb {R} ^{n}} zwei kompakte, konvexe Mengen und d 1 , d 2 {\displaystyle d_{1},d_{2}} die den beiden Mengen zugeordneten Hilbert-Metriken.

  • Aus Ω 1 Ω 2 {\displaystyle \Omega _{1}\subset \Omega _{2}} folgt d 1 ( x , y ) d 2 ( x , y ) {\displaystyle d_{1}(x,y)\geq d_{2}(x,y)} für alle x , y Ω 1 {\displaystyle x,y\in \Omega _{1}} .
  • Wenn es eine lineare Abbildung A : R n R n {\displaystyle A:\mathbb {R} ^{n}\rightarrow \mathbb {R} ^{n}} mit Ω 2 = A ( Ω 1 ) {\displaystyle \Omega _{2}=A(\Omega _{1})} gibt, dann ist d 1 ( x , y ) = d 2 ( A x , A y ) {\displaystyle d_{1}(x,y)=d_{2}(Ax,Ay)} für alle x , y Ω 1 {\displaystyle x,y\in \Omega _{1}} .

Beispiele

  • Sei Ω = D n {\displaystyle \Omega =\mathbb {D} ^{n}} die Einheitskugel und d H y p {\displaystyle d_{Hyp}} der Abstand im Beltrami-Klein-Modell des hyperbolischen Raumes, dann gilt
d H i l b = 2 d H y p {\displaystyle d_{Hilb}=2d_{Hyp}} .

Projektive Geometrie

Sei Ω R P n {\displaystyle \Omega \subset \mathbb {R} P^{n}} eine eigentliche, offene, konvexe Teilmenge des projektiven Raumes. (Eine Menge Ω R P n {\displaystyle \Omega \subset \mathbb {R} P^{n}} heißt eigentlich, wenn es eine Ω {\displaystyle \Omega } enthaltende affine Karte Ω U V R n {\displaystyle \Omega \subset U\cong V\subset \mathbb {R} ^{n}} gibt, in der Ω {\displaystyle \Omega } einer beschränkten Menge Ω R n {\displaystyle \Omega ^{\prime }\subset \mathbb {R} ^{n}} entspricht.) Man definiert dann die Hilbert-Metrik auf Ω R P n {\displaystyle \Omega \subset \mathbb {R} P^{n}} durch die Hilbert-Metrik auf Ω R n {\displaystyle \Omega ^{\prime }\subset \mathbb {R} ^{n}} . Weil die Hilbert-Metrik invariant unter linearen Abbildungen ist, hängt die so definierte Metrik nicht von der Wahl der affinen Karte ab.

Innerhalb der projektiven Geometrie kann man d H i l b ( x , y ) {\displaystyle d_{Hilb}(x,y)} interpretieren als das Doppelverhältnis der vier Punkte a , x , b , y {\displaystyle a,x,b,y} auf der durch x {\displaystyle x} und y {\displaystyle y} bestimmten projektiven Geraden.

Die Gruppe der Kollineationen

C o l l ( Ω ) = { g P G L ( n + 1 , R ) : g Ω = Ω } {\displaystyle Coll(\Omega )=\left\{g\in PGL(n+1,\mathbb {R} ):g\Omega =\Omega \right\}}

ist eine Lie-Gruppe und wirkt durch Isometrien der Hilbert-Metrik, sie lässt sich isomorph zu einer Untergruppe von S L ( n + 1 , R ) {\displaystyle SL(n+1,\mathbb {R} )} hochheben.

Anwendungen

Die Hilbert-Metrik auf P ( R + n ) {\displaystyle P(\mathbb {R} _{+}^{n})} wird in Birkhoffs Beweis des Satzes von Perron-Fronenius verwendet.

  • Images des Maths: Géométrie de Hilbert

Literatur

  • Yves Benoist: A survey on divisible convex sets (PDF; 165 kB)
  • Ludovic Marquis: Around groups in Hilbert geometry (PDF; 2,5 MB)